Wer sind wir?

Die Kommunität Grandchamp ist eine monastische Gemeinschaft von Schwestern, die aus unterschiedlichen Kirchen und verschiedenen Ländern kommen. Aufgrund ihrer ökumenischen Berufung setzen sie sich ein für Versöhnung unter den ChristInnen und in der Menschheitsfamilie sowie für Ehrfurcht vor allen Geschöpfen. Heute gehören ihr etwa fünfzig Schwestern an. Die meisten leben in Grandchamp in Areuse in der französischen Schweiz, einige auf dem Sonnenhof im Kanton Baselland. Einige wollen eine schlichte Präsenz der Freundschaft und des Gebets an verschiedenen Orten sein: zur Zeit in der Schweiz, in den Niederlanden und in Frankreich.

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„Willst du von nun an, in Gemeinschaft mit deinen Schwestern, das neue Leben feiern, welches Christus durch den Heiligen Geist schenkt? Willst du es leben lassen in dir, unter uns, in der Kirche, in der Welt und in der ganzen Schöpfung und so den Dienst in unserer Kommunität tun?“

(2. Engagement bei der Profess)

Das Herzstück unserer Berufung besteht in einer zweifachen Herausforderung:

KOMM IN DIE WÜSTE!
Suche sein Angesicht, lass dich in der Einsamkeit und Stille von ihm finden, empfange aus seiner Liebe deine innere Ganzheit.

ERWEITERE DEN RAUM DEINES ZELTES …
deines Herzens, und befürchte nicht, von denen, die Er zu dir sendet, gestört zu werden; verschliesse dich nicht!

An den verschiedenen Orten, an denen wir leben, ruht unser Leben auf drei Säulen:

Leben aus dem Gebet

Das Leben aus dem Gebet ist das Herzstück unseres Lebens: gemeinsames Gebet und persönliches Gebet, Meditation des biblischen Wortes, Eucharistie, geistliche Lektüre, Retraite-Tage und Zeiten der Einsamkeit, der Wüste. In Grandchamp und auf dem Sonnenhof versammeln wir uns viermal am Tag zum gemeinsamen Gebet. Es ist offen für alle, die daran teilnehmen möchten.

Das Ostergeheimnis ist Quelle und Sinn unseres ganzen Lebens, in jeder Eucharistiefeier wird es neu gegenwärtig: Hier schöpfen wir unsere Kraft und unsere Hoffnung. Hier feiern wir den Sieg der Liebe über das Böse und über den Tod. Hier vertrauen wir der Güte des Vaters alles an, was wir an Leiden in Kirche und Welt im Herzen tragen. Unsere Berufung zur Einheit verwirklicht und vertieft sich in der Treue des gemeinsamen Lebens.

Gemeinsames Leben

In einer Welt, die durch Spaltungen verwundet ist, ruft Gott uns dazu auf, Versöhnung zu leben. Die Berufung unseres gemeinsamen Lebens ist es, „ein Gleichnis der Gemeinschaft“ zu sein, ein Zeichen dafür, dass wir einander in unserer Verschiedenheit bereichern können. Durch das persönliche und das gemeinsame Gebet bemühen wir uns, im Gebet Christi zu bleiben „… dass sie alle eins seien, damit die Welt glauben kann“ (Johannes 17).

Gästeempfang

Da unsere Kommunität aus geistlichen Retraiten hervorging, nimmt der Gästeempfang eine zentrale Stellung in unserem Leben ein. Er bestärkt uns in unserer Berufung und gibt uns die Möglichkeit, unseren Weg hin zu einer grösseren Menschlichkeit zu teilen. Der Gästeempfang ist vielfältig: Mitglieder anderer Gemeinschaften, Einzelpersonen und Gruppen, die innehalten und sich erneuern möchten, und VolontärInnen aus der ganzen Welt, die Gebet und Arbeit mit uns teilen.

Gebetszeiten auf dem Sonnenhof

Stundengebet:
08.00 Uhr – 12.10 Uhr – 18.30 Uhr – 20.30 Uhr
(Montag kein Morgengebet)

Eucharistiefeier:
Sonntag 7.30 Uhr
Donnerstag 18.30 Uhr

Gemeinsam mit uns beten (französisch)
07.15 Uhr – 12.15 Uhr – 18.30 Uhr – 20.30 Uhr
 

Der gemeinsame Einsatz spornt dich an – freu dich, du bist nicht mehr allein, in allem gehst du den Weg mit deinen Schwestern. Mit ihnen bist du berufen, ein Gleichnis der Gemeinschaft zu verwirklichen.

(Die kleine Quelle von Taizé, angepasst)

Geschichte der Kommunität

Mère Geneviève
Schwester Irène
Zu Beginn der dreissiger Jahre des letzten Jahrhunderts entdecken einige Frauen aus der reformierten Kirche in der französischen Schweiz von neuem, wie wichtig die Stille für ihr Glaubensleben ist. In der Stille kann das Wort Gottes zum Klingen kommen und so im Alltag Frucht bringen. So bereiten diese Frauen – zunächst einmal im Jahr – geistliche Retraiten vor, die in Grandchamp stattfinden. In den folgenden Jahren nehmen die Retraiten an Häufigkeit und an Umfang zu. Eine der Initiatorinnen der Retraiten ist Geneviève Micheli (1883 – 1961), Witwe und Mutter von drei Kindern. Später wird sie die erste „Mutter“ der Kommunität. Die geistlichen Retraiten sind so der Mutterboden, aus welchem die Kommunität hervorgehen wird. Sehr bald schon zeigt sich das Bedürfnis, das Haus mit einer ununterbrochenen Gebetspräsenz das ganze Jahr hindurch offenzuhalten.
Schwester Marthe (Marguerite Bossert) und Schwester Marguerite (Marguerite de Beaumont)
Marguerite de Beaumont (1895-1986) übernimmt diese Aufgabe. Im Jahr 1936 zieht sie in Grandchamp ein. Kurz darauf schliesst sich ihr Marguerite Bossert an, die schon im Weiler wohnte. Mit der Anfrage und dann der Ankunft einer dritten Frau, Irène Burnat, im Jahr 1940 gewinnt der Ruf zu einem gemeinsamen Leben Gestalt. Aber erst 1944, als Geneviève Micheli, von nun an Mère Geneviève, in Grandchamp eintrifft, erstarkt die Kommunität in ihrer Berufung und entfaltet sich.

Für die ersten Schwestern sind bei ihrer Suche nach einem gemeinsamen, vom Geist Gottes geleiteten Leben die Meditation des biblischen Wortes sowie das aufmerksame Hören auf die Tradition der Kirche von grundlegender Bedeutung. Durch die Freundschaft und Unterstützung von anglikanischen, orthodoxen und katholischen Gemeinschaften entdecken sie von neuem den Reichtum des monastischen Lebens. Die Schwestern sind geprägt durch die schmerzliche Erfahrung der Trennung der Christinnen und Christen. So ist ihnen von Anfang an das Gebet Jesu für die Einheit der Seinen ein besonderes Anliegen. Anregungen für ihre Entwicklung empfangen sie auch von dem katholischen Priester Abbé Paul Couturier.

Die Verbindung mit Frère Roger und der entstehenden Kommunität Taizé spielt eine wichtige Rolle für ihren weiteren Weg. Im Jahr 1952 entscheiden sich die ersten Schwestern für ein Engagement auf Lebenszeit. Sie übernehmen sie die Regel, die gerade von Frère Roger verfasst worden ist, und die Gebetsordnung von Taizé als Grundlage ihres gemeinsamen Lebens und ihrer Liturgie. Dies ist ein Wendepunkt. Die Regel fördert gleichzeitig eine Vertiefung und eine Erweiterung. Eine Vertiefung, weil sie das Gebet für die Einheit in der Wirklichkeit eines kommunitären Lebens verwurzelt, d. h. in der Berufung, das Gleichnis der Gemeinschaft zu leben. Und eine Erweiterung, weil die Regel einen neuen Weg vorschlägt, den des Lebens in einer kleinen Fraternität: sich den am meisten Benachteiligten an ihrem jeweiligen Lebensort anschliessen und dort ein einfaches Zeichen der Freundschaft, des Gebets und des Miteinander-Teilens leben.

Denn die Kommunität vergrössert sich. Nach dem Krieg sind junge Frauen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zu den ersten Schwestern gestossen. So werden, als Antwort auf verschiedene Einladungen, Schwestern in Fraternitäten in Algerien, im Libanon, in Jerusalem und anderswo ausgesandt. 1954, zwei Jahre nach den ersten Engagements auf Lebenszeit in Grandchamp, brechen zwei Schwestern zum Sonnenhof in Gelterkinden (bei Basel) auf, um auch in der Deutschschweiz präsent zu sein und um deutschsprachige Gäste empfangen zu können.
Heute zählt die Kommunität etwa fünfzig Schwestern aus unterschiedlichem Kirchen, Ländern, Kulturen, … Die meisten leben in Grandchamp, in Areuse in der französischen Schweiz, einige auf dem Sonnenhof im Baselland und andere an anderen Orten in der Schweiz, in den Niederlanden und in Frankreich. An den verschiedenen Orten, an denen die Schwestern leben, ist das Wesentliche allen gemeinsam: das persönliche und das gemeinsame Gebet, die Meditation des biblischen Wortes, der Ruf zur Versöhnung, das gemeinsame Leben als Gleichnis der Gemeinschaft und das Teilen mit allen, die kommen. Die Kommunität will offen sein für alle, die einen Ort des Hörens und des Auftankens suchen.

REGEL VON TAIZÉ

Im Jahr 1952, kurz nach den ersten Engagements auf Lebenszeit, übernahmen unsere Schwestern die Regel von Taizé mit ihren klaren Richtlinien für das gemeinsame Leben: Sie betont, welch eine Gnade die Vergebung ist und ermutigt zu beständigem Neubeginn. Von daher ist Versöhnung ein Herzstück der Regel.

Der Geist der Regel von Taizé verbindet uns mit unserer geistlichen Familie: dem Dritt-Orden der Einheit, den Frauen im Dienst der Einheit (Servantes de l’Unité) und allen, die in Gemeinschaft mit uns leben. In der Kommunität sprechen wir jeden Morgen eine Zusammenfassung der Regel als Sendung in den Tag:

Bete und arbeite damit sein Reich komme

Lass in deinem Tag Arbeit und Ruhe
von Gottes Wort belebt werden.
Bewahre in allem die innere Stille,
um in Christus zu bleiben.
Lass dich durchdringen vom Geist der Seligpreisungen,
Freude, Einfachheit, Barmherzigkeit

Berufung zu Einheit und Versöhnung

Die Kommunität ist Teil einer Kirche, die seit dem letzten Jahrhundert durch die ökumenische Bewegung geprägt ist. So ist den Schwestern von Anfang an das Gebet für die Einheit der Kirche ein wichtiges Anliegen.

Grandchamp liegt nahe bei der Grenze zwischen der deutschen und französischen Schweiz. Von daher ist es für die Schwestern bald ganz natürlich, auf Menschen anderer Sprache und Kultur zuzugehen. Durch den Empfang von deutschen und holländischen Frauen, kurz nach dem 2.Weltkrieg, erweitert sich die Berufung zur Einheit zu einer Berufung zur Versöhnung.

Die Ökumene, das Gebet für die Einheit ist von den Anfängen an ein wichtiges Element im Leben unserer Kommunität. Für uns ist dies eindeutig ein Werk des Heiligen Geistes. Er hat die Begegnungen unserer ersten Schwestern (von Mère Geneviève) mit Schwestern aus katholischen und anglikanischen Gemeinschaften ermöglicht. Diese Kontakte waren unseren Schwestern eine grosse Hilfe bei ihrer Suche, wie sie dem Leben im Gebet und dem gemeinschaftlichen Leben Gestalt geben konnten.

Schwester Minke

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Als im Jahr 1954 einige Schwestern nach Algerien aufbrechen, das damals noch französische Kolonie ist, erleben sie die Kriegsjahre in ihrer Fraternität mitten unter den Ärmsten der Armen. Sie leben dort eine Präsenz, welche die ganze Kommunität berührt. Mère Geneviève als Französin ist schockiert, aus dem Mund ihrer Schwestern zu hören, was französische Soldaten anrichten können. Das ist für sie eine tiefgehende Einsicht. Von da an ist es unmöglich, den Fehler nur auf einer Seite zu sehen: Es sind nicht allein „die anderen“, die Böses anrichten. Diese Einsicht breitet sich nach und nach in der ganzen Kommunität aus. Dieselbe Einsicht haben später die holländischen Schwestern im Blick auf Indonesien, eine ehemalige niederländische Kolonie, und Jahre später nochmals bei der Ankunft der ersten afrikanischen Schwester.

Dank der „Evangelisierung bis in die Tiefen des Herzens“, einem Vorgehen, das vom Verein „Bethasda“ entwickelt wurde, den „Kontemplativen Exerzitien“ nach Pater Franz Jalics SJ und anderen Retraiten und Bewegungen konnten die Schwestern die innere Heilung entdecken und die Notwendigkeit, sich mit sich selbst und seiner Geschichte zu versöhnen. Wir können die anderen nicht lieben, wenn wir nicht uns selbst lieben; um uns zu lieben, müssen wir uns kennen.

Durch nahestehende Personen wurde den Schwestern die Bewegung der „evangelischen Gewaltfreiheit“ („non-violence évangélique“) vermittelt. Sie hilft ihnen, das Verständnis von Vergebung zu vertiefen und beeinflusst so jenen Aspekt unserer Berufung, der sich in einem der Engagements bei der Profess wiederspiegelt.

„Willst du, unter Verzicht auf alles Eigentum und unter zunehmendem Verzicht auf innere Abwehr, mit deinen Schwestern zusammenleben, nicht nur in materieller, sondern auch in geistlicher Gütergemeinschaft, indem du dich um die Offenheit des Herzens bemühst?“

Orte, an denen wir leben

Schon bald nach dem Lebensengagement der ersten sieben Schwestern im Jahre 1952 und nach dem Vorbild der Kleinen Schwestern Jesu entsendet die Kommunität einige Schwestern, um an anderen Orten und in anderen Ländern eine Zelle des Gebets, der Freundschaft und der Solidarität zu sein, besonders in Algerien, im Heiligen Land und im Libanon, aber auch in Frankreich, den Niederlanden, in Deutschland und in der Schweiz … Die meisten dieser Fraternitäten bestehen nur eine begrenzte Zeit.

Heute ist die Kommunität an folgenden Orten präsent:

in der Schweiz: - in Grandchamp

Areuse, Kanton Neuchâtel, dem Zentrum der Kommunität. Hier leben die meisten der Schwestern, und der Gästeempfang ist weiterhin ein wesentliches Element unseres Lebens.

Adresse: Communauté de Grandchamp, Grandchamp 4, CH 2015 Areuse
Tel: +41 32 842 24 92, Mail : communaute@grandchamp.org

in der Schweiz - im Sonnenhof

einem Haus der Stille und der Einkehr in der deutschen Schweiz, in Gelterkinden, Kanton Baselland.

Adresse: Schwestern von Grandchamp, SONNENHOF Haus der Stille, CH 4460 Gelterkinden
Tel: +41 61 981 11 12, Mail: sonnenhof@grandchamp.org

in Frankreich: in der ökumenischen Fraternität Lomme bei Lille

Nordfrankreich, in einer Fraternität von sechs Schwestern aus verschiedenen Gemeinschaften (Oblatinnen der Eucharistie, Karmel St Joseph, Diakonissen von Reuilly und Kommunität Grandchamp)

in den Niederlanden: in Woudsend in Friesland

lebt Sr. Christianne zusammen mit Maria de Groot, einer niederländischen Pfarrerin und Dichterin. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit empfangen sie Gäste, um mit ihnen das Wort Gottes zu teilen.

im Heiligen Land

nach über 50 Jahren Präsenz mussten wir Ende 2014 unsere Fraternität in der Nähe von Jerusalem schliessen, hoffen aber, zumindest zeitweilig dorthin zurückzukehren. Zur Zeit bereitet sich eine Schwester darauf vor, den Alltag der Kleinen Schwestern Jesu in einer ihrer Fraternitäten zu teilen.
Von Zeit zu Zeit liegt die Entscheidung nicht bei uns, sondern wie bei vielen anderen Menschen erfordern es die Lebensumstände, dass eine Schwester in einem Pflegeheim oder einer Behinderteneinrichtung leben muss – eine Art Solidarität mit der Welt von heute.

Engagements ausserhalb

Im Geist der Offenheit für die Welt sucht die Kommunität die Verbindung und den Austausch mit anderen Gemeinschaften, Gruppen, Bewegungen und engagierten Einzelpersonen, besonders mit:

 

  • einem Netz von religiösen und / oder monastischen Gemeinschaften auf lokaler, regionaler, internationaler und ökumenischer Ebene
  • der Fraternität des Leidenden Gottesknechts (Fraternité du Serviteur Souffrant)
  • dem ökumenischen und interreligiösen Dialog
  • den Bewegungen für Versöhnung, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.